Altersvorsorge der Frauen

Gender Pension Gap = die Kluft zwischen den Geschlechtern

Ein weiterer Begriff taucht auf, wenn es um die Finanzen in der Frauenwelt geht:

Gender Pension Gap.

Kurz gesagt, bezeichnet man das Gender Pension Gap als die geschlechtsspezifische Rentenlücke in der Altersvorsorge von Frauen im Vergleich zu Männern. Trotz Fortschritt sind Frauen schlechter für das Alter abgesichert.

Laut einer Studie von der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) trifft der Gender Pension Gap Frauen im Rentenalter völlig unerwartet und ziemlich heftig. Im Durchschnitt bekamen sie im Jahr 2019 eine Rente, die 46% geringer ausfiel als die, die Männer in diesem Jahr beziehen konnten. Die durchschnittliche Altersrente bei Männern lag 2018 bei 1.148 Euro, während Frauen im Durchschnitt mit 711 Euro im Monat leben mussten.

Vielen Frauen ist dieser riesige Gender Pension Gap gar nicht bewusst. Laut Swiss Life Deutschland denkt ein Drittel (32%) der Befragten, dass die Differenz der Altersrente zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht maximal nur bei 20% liegen würde. 

Wie vielen bekannt, verdienen Frauen im Durchschnitt 18% weniger als Männer (Gender Pay Gap). Dieser Verdienstunterschied führt zu einem geringeren Rentenanspruch.

Frauen erzielen oftmals niedrigere Erwerbseinkommen als Männer, unter anderem weil sie in höheren Gehaltsklassen fehlen. Die Unterrepräsentanz ist in vielen Agenturen und Jobcentern weiterhin zu beobachten. Daher werden in den Gleichstellungsplänen immer wieder neue Maßnahmen festgehalten, um dem entgegen zu wirken. Wir von der Frauenvertretung nehmen hier auch eine klare Stellung mit Forderungen ein, die wir auch veröffentlicht haben.

Die langfristigen Folgen des Gender Pay Gap werden beim Gender Pension Gap sichtbar, da sich die Rentenhöhe am Verdienst bemisst.
Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied führt zu einer geschlechtsbezogenen Rentenlücke. Frauen verdienen oft weniger und erhalten folglich weniger Rente. Gemäß verschiedener Statistiken sind es im Schnitt zwischen 49% und 60%.
Analog entsteht eine Sparlücke. Mit geringerem Verdienst ist ein Vermögensaufbau erschwert. Ein Zusammenspiel mit dem dramatischen Ergebnis: Frauen sind sehr viel stärker von Altersarmut bedroht als Männer.

Der Gender Pension Gap nimmt bei Frauen außerdem deutlich zu, da sie vor allem immer noch für die Kindererziehung zeitweise aus dem Beruf aussteigen und anschließend häufig ihre Arbeitszeit reduzieren. Die in der gesetzlichen Rentenversicherung gewährte Kompensation für Kindererziehungszeiten oder für Pflegezeiten reduziert den Gender Pension Gap nur geringfügig.

Es bedarf immer noch weiterer Anstrengungen, um vor allem Müttern eine stärkere Erwerbsbeteiligung zu ermöglichen, auch nach dem dritten Lebensjahr ihres Kindes.

Deshalb sollte die Politik den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen sowohl für Kleinkinder als auch für Schulkinder weiter vorantreiben.

Das Fatale ist:

Frauen verdienen nicht nur weniger, sie machen auch weniger aus ihrem Geld.

Im Vergleich zu Männern investieren Frauen seltener in Wertpapiere, z.B. in Aktien. Das führt dazu, dass Frauen im Alter nicht nur weniger Rente, sondern auch weniger Vermögen haben. 

Die Ungleichheit bei den Alterseinkommen zwischen Frauen und Männern kann neben unterschiedlichen Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung auch auf geringere Betriebsrenten und Alterssicherungseinkommen aus privaten Systemen beruhen.

Daher ist es erforderlich, die Betrachtung nicht nur auf eine Einkunftsart, wie z.B. Renten der gesetzlichen Rentenversicherung oder Beamtenversorgung zu beschränken, sondern eigenständige Alterssicherungseinkommen aus allen drei Säulen der Alterssicherung (gesetzliche, betriebliche und private) in die Analyse und Vorsorge einzubeziehen.

Eine weitere Statistik zeigt immer noch Unterschiede in Ost und West.

Der Gender Pension Gap ist in den neuen Bundesländern mit 36,7 % deutlich niedriger als in den alten Bundesländern mit 63,8 %. Der Rentenlücke ist bei verheirateten und verwitweten Personen deutlich größer als bei Geschiedenen und Ledigen.

Es zeigt sich eine Verringerung des Gender Pension Gap von West nach Ost und von niedriger zu hoher beruflicher Qualifikation: in den alten Bundesländern reichen die Werte des Gender Pension Gap von 60,8 % für die Frauen ohne Berufsabschluss bis zu 41,6 % für Frauen mit Hochschulabschluss. In den neuen Bundesländern hingegen liegt der Gender Pension Gap mit 36,0 % bereits für die Gruppe der Frauen ohne Berufsabschluss deutlich unter den Werten der alten Bundesländern. Den mit Abstand geringsten Wert der Rentenlücke mit 14,2 % haben Frauen in den neuen Bundesländern mit Hochschulabschluss.

Um den Ruhestand gelassen entgegen zu sehen, sollten Frauen ihre Altersvorsorge daher regelmäßig und rechtzeitig überprüfen. Altersarmut ist weiblich und daher ist die Altersvorsorge für Frauen sehr wichtig.

Wie haben recherchiert, was Frauen aktiv tun können, um ihre Situation im Alter zu verbessern. Sparen hilft, um im Alter nicht arm zu sein. Doch in Sachen Vorsorge sollte sich Frau breiter aufstellen.

Ein bemerkenswerter Punkt ist und sei daher an erster Stelle genannt:

"Raus aus der Teilzeitfalle".

Sicher, ist das einfacher gesagt als getan, wenn die Kindererziehung, der Haushalt und die Pflege der Eltern durchgängiges Engagement fordern.
Familie verträgt sich nicht gut mit zwei Vollzeitstellen. Eine Überlegung wäre statt 50 Prozent (Mutter) und Vollzeit (Vater) zweimal 75 Prozent. Lohnt sich das finanziell nicht, weil der Vater mehr verdient, sollte ein gerechter Ausgleich zwischen den Partnern vereinbart werden.

Teilzeit sollte immer befristet beantragt werden, um die Vollzeitstelle nicht zu verlieren. Somit hat Frau / bzw. die Familie immer die Möglichkeit die Situation neu zu prüfen und ihr Arbeitsmodell entsprechend anzupassen. 

Flexible Arbeitszeiten, wie mobiles Arbeiten und Homeoffice werden immer selbstverständlicher. Hierin besteht die Chance für alle ihr persönlich benötigtes Arbeitsmodell (u.a. Vollzeit) zu leben.

Frau sollte mit ihrem Partner/Familie über die Folgen der Rente reden. Der Partner, der im Job durchstartet, könnte sich zum Beispiel verpflichten, nach einer Scheidung weiterhin in eine private Rentenversicherung für den anderen einzuzahlen.

Egal, ob beide Partner ähnlich viel verdienen oder ob es eine Lücke zwischen beiden Einkommen gibt: im Falle einer Scheidung kommt es in der Regel zu einem sogenannten Versorgungsausgleich. Allein auf diesen zu bauen, ist jedoch keineswegs ratsam.

Es ist wichtig, dass Frauen ihre Altersvorsorge selber in die Hand nehmen!

Spätestens ab 40 Jahre ist eine Beratung bei der Rentenversicherung angebracht. In diesem Alter sind schon einige Rentenanwartschaftszeiten entsprechend der Lebenssituation zusammengekommen: gesetzlich, betrieblich, privat. Die gesetzliche Rentenversicherung bietet Termine zur Kontenklärung und zur Altersvorsorgeberatung an. Die Altersvorsorgeberatung besteht in einer Rentengesamtschau. Es werden gesetzliche, betriebliche und private Anwartschaften analysiert und es wird berechnet, was im Alter voraussichtlich zusammenkommt.

Auch die Versorgungsstelle (Beamte) der BA kann hierbei hilfreich sein.

Bekannt sind die drei Säulen der Altersvorsorge: gesetzlich, betrieblich und privat.

Die gesetzliche Altersvorsorge bildet zwar das Fundament, aber sie bröckelt gewaltig. Ohne eine betriebliche (VBL) und eine private Altersvorsorge geht es fast nicht mehr. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man auch vom Staat beim Sparen unterstützt werden mit Zuschüssen oder Steuersparnissen.

Zu den Klassikern unter den privaten Vorsorgemöglichkeiten zählt weiterhin die private Rentenversicherung. Sie bietet eine hohe Sicherheit, weil sie lebenslange Leistungen bereits beim Vertragsabschluss garantiert und Verluste ausgeschlossen sind.

Eine weitere Alternative bilden renditestärkere Anlageklassen wie Aktien; aber auch Tagesgeld oder Fondssparen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Zeit ist ein wichtiger Faktor beim Sparen., wenn möglich ist es gut möglichst früh mit dem Sparen anzufangen, Das gilt unabhängig davon, ob man jeden Monat kleinere oder größere Beträge spart und auf welche Art vorgesorgt wird. Wer in jungen Jahren beginnt, hat es leichter. Langfristig müssen sich Sparerinnen weniger finanziell anstrengen und kommen trotzdem auf eine angemessene Altersrente oder Versorgung.

Wohneigentum ist natürlich, auch für Alleinstehende, eine gute Vorsorge. Voraussetzung: Der Preis ist angemessen und man hat genug Eigenkapital.

Am Ende gibt es bei der Altersvorsorge keine Patentlösung. Im Gegenteil: Die Möglichkeiten sind fast so vielfältig wie es die Biografien sind. Eines kann man aber mit Sicherheit sagen: eine solide Alterssicherung sorgt für eine finanzielle Unabhängigkeit der Frau.

Wenn Statistiken belegen, dass Frauen im Schnitt ein Viertel weniger Rente als Männer bekommen, ist das sehr bedenklich. Eine eigenständige Absicherung und eine von beiden Seiten getragene Familienplanung ist wichtig, um die Versorgungslücke bei den Frauen weitest gehend zu schließen.

Fazit

Die Geburt eines Kindes, die Pflege der Eltern oder eine Teilzeitbeschäftigung sind in der Erwerbsbiografie Phasen, in denen i.d.R. weniger Geld zur Verfügung steht. Entscheidend ist eine angepasste Vorsorgestrategie, um die Zeiten mit geringeren Einkommen nicht voll auf die Altersvorsorge der Frauen durchschlagen zu lassen.

Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sollte sich auch in der Altersabsicherung wiederspiegelt.

 

Esther Tomaszewski & Dorte Hayen