17.06.2023

Ähnlichkeiten mit der realen Welt sind nicht zufällig

Eine dünne Personaldecke

Die dünne Personaldecke zog sich vom Kundenportal, über den Bereich Arbeitslosengeld Plus, bis hin zum Kurzarbeitergeld. Sie war schon recht strapaziert und löchrig. Und schon vor Jahren hatte diese Personaldecke Sorge, wie es ihr ergehen würde, wenn es mit diesen Krisen so weiterginge.

Doch es kam noch schlimmer...

Nicht nur eine lange, weltumspannende Pandemie brach über sie herein; sogar ein Krieg, der viele flüchtende Menschen mit sich brachte und enorme Kosten sowie wirtschaftlichen Schaden verursachte, beschwerte diese Personaldecke zusätzlich.

Die Verantwortlichen im Königreich der Personaldecke zerrten sie hin und zerrten sie her. Nur ungern wollte man die weiteren Schäden an ihr wahrhaben. Die Informationstechnik sollte helfen und die Lösung aller Probleme sein; ein Wundermittel, welches auf dem Papier und in den Köpfen der Beraterinnen und Berater im Königshaus – weit weg von den Gegebenheiten auf der Personaldecke und ihren Nutzenden – einen guten Eindruck machte. Und auch die Denkenden in der fernen Hauptstadt setzten auf diese neue Rezeptur.

In der Wirklichkeit jedoch wurde die Personaldecke zusätzlich belastet. Angesichts des enormen Wandels – der Begriff „Transformation“ wurde höchstmodern gehandelt – sollten noch mehr Aufgaben besonders innovativ und super-vernetzt abgedeckt werden; doch noch mehr und größere Löcher wurden sichtbar, noch mehr Bereiche wie z.B. der Arbeitgeberservice – wurden geschwächt und verschlissen.

Um die neuen Löcher mit Hilfe neuer Bediensteten zu flicken, gab es zum einen kaum Möglichkeiten; zum anderen bedeutet es Mühe und Zeitaufwand, um sie in den Einsatz zu bringen. Bevor sich also neue Wundermittel überhaupt entfalten konnten, wurde die Personaldecke von Tag zu Tag dünner und kränklicher und droht gänzlich zu zerreißen.

 

Was sich wie ein schauriges Märchen liest, ist für die Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsagenturen die alltägliche Wirklichkeit. Und leider betrifft es weitaus mehr „Gebiete im Königreich“, als nur die hier genannten.

Wir als Fachgewerkschaft sorgen uns in erster Linie um die Belastungssituation und den gesundheitlichen Zustand der Kolleginnen und Kollegen, die die Schieflage in allen Bereichen auffangen müssen; sie haben sowohl in den großen Agenturen, als auch in den Standorten in der Fläche ein tägliches Jonglieren auf dem Drahtseil zu leisten.

Zugleich haben wir jedoch auch die Anliegen unserer Kundinnen und Kunden im Blick, die auf unsere öffentlichen Leistungen angewiesen sind.

Die Themen und Bereiche haben wir als Fachgewerkschaft weiterhin im Fokus!
So basiert die als eine traurige Geschichte dargestellte Situation auf Rückmeldungen, die wir über eine Umfrage über unsere Mitglieder und agierenden Personen vor Ort zusammengetragen haben.


Wir fordern sowohl von der Zentrale als auch von den Zwischeninstanzen Augenmaß und Sensibilität bei der Behandlung dieser zartbesaiteten und belasteten Personaldecke.

Wir fordern angemessene personelle Unterstützung und einen guten Umgang mit unseren Kolleginnen und Kollegen, die die enormen Lasten und komplexen Herausforderungen in volatiler Zeit leisten müssen.

Diese Ausgabe stellt einen Auftakt zur Schilderung der problematischen Zusammenhänge dar; es folgt eine Fortsetzung in der Ausgabe unseres vbba-Magazins im 3. Quartal. Dort werden die aus der Umfrage gewonnen Erhebungen konkretisiert, Konflikt-Zusammenhänge dargestellt und die teilweise festgefahrenen Situationen beschrieben sowie über die laufenden Entwicklungen informiert.

vbba aktuell vom 16.06.2023